Der Vorsatz ist gut, aber...

«Neues Jahr, neues Glück!», das wünscht oder erhofft man sich diese Tage. Man hört vielleicht den Ratschlag, «wer neue Wege gehen will, muss alte Pfade verlassen», um von Goethe erinnert zu werden, dass «der Vorsatz gut, aber die Erfüllung schwer» ist.

Für mich gilt aktuell eher ein Zitat von Henry Ford: «Es hängt von dir selbst ab, ob du das neue Jahr als Bremse oder Motor nutzen willst.» Wieso? Ganz einfach, weil ich 2025 mit der Fertigstellung von zwei Jubiläumsprojekten aus der Automobil- und Transportbranche beschäftigt bin. Dabei geht es nicht nur um Motoren, sondern auch um die Menschen hinter der langjährigen Erfolgsgeschichte der beiden Firmen. Das ist es, was mich an meiner Arbeit fasziniert.

Ich versetze mich bei der Erstellung von Chroniken und Festschriften verdienter Unternehmen gerne in die Köpfe der Gründer: Wieso haben sie damals – vor 50, 75 oder 100 Jahren – den Schritt gewagt? Welche Widerstände haben sie überwunden? Und worauf haben sie verzichtet, um ihren Lebenstraum zu verwirklichen?

Ob sich wohl Gottlieb Duttweiler ausmalte, wie gross sein Unternehmen einmal werden sollte, als er vor 100 Jahren die Migros AG gründete? (Zur Genossenschaft wurde sie erst 1941.) Es war im August 1925, als Duttweiler die ersten fünf Verkaufswagen losschickte. Die Fahrzeuge (Marke: Ford!) bedienten damals 178 Haltestellen in der Stadt Zürich. Dies nach einem genauen Fahrplan und jeweils während zehn Minuten – auch wenn es stürmte oder schneite.

Ob der junge Bäcker Karl Gerber ins seiner Backstube in Zweisimmen ahnte, dass seine naturbelassenen und schmackhaften «Hafergüetzi» international Anklang finden würden und «Gerber Biscuits» auch hundert Jahre später noch ein Begriff sind.

Ob sich Peter Bang und Svend Olufsen bewusst waren, welche unterhaltungselektronische Entwicklung sie mitprägten, als sie 1925 in einem dänischen Bauernhaus das erste Radio aus Massenproduktion entwickelten, das mittels Strom aus der Steckdose betrieben werden konnte und keine Batterien brauchte?

Und ob die Mitglieder des damals polysportiven Vereins FC Zürich bei der Letzigrund-Eröffnung am 22. November 1925 dachten, dass ihr Stadion hundert Jahre überdauern würde?

Längst zwar wünschen sich Fussballfans in Zürich ein neues Stadion. Der Vorsatz ist gut, die Erfüllung aber, sie ist in diesem Fall ganz besonders schwer!

Roger Häni, Firmenchronik Schweiz

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